Blindschleiche (Anguis fragilis)
Blindschleiche (Anguis fragilis) © M.Gebel |
Systematik
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Aussehen und Kennzeichen
Die Blindschleiche (Anguis fragilis) erreicht eine Körperlänge von maximal 50 cm. Etwa zwei Drittel der Länge entfallen auf den Schwanz. Der Körper ist auffallend rund, glatt und glänzend und weist eine gleichmäßige Beschuppung auf. In der Hand gehalten fühlt sich der glatte Körper kühl und völlig strukturlos an. Auch wenn die Blindschleiche angesichts ihrer Beinlosigkeit häufig mit Schlangen verwechselt wird, ist sie draußen in der Natur bereits an ihrer verhältnismäßig langsamen und steif wirkenden Fortbewegung leicht von einer Schlange zu unterscheiden. Der eidechsenartige Kopf ist praktisch nicht vom Hals abgesetzt und bei genauerer Betrachtung der Augen sind bewegliche, verschließbare Lider erkennbar. Schlangen dagegen besitzen keine Lider, mit denen sie ihre Augen verschließen können. Die Grundfärbung der adulten Tiere ist mitunter sehr variabel. Sie reicht von einem oberseitigen Braun, Graubraun, Zimtbraun, bis hin zu einem kupferfarbigen Erscheinungsbild. Die Flanken der Blindschleiche (Anguis fragilis) sind in der Regel heller als der Rücken, auf dem Längsstreifen oder gestrichelte Reihen auftreten können. Der Schwanz kann abgeworfen werden und sich im Laufe der Zeit regenerieren. Der nachgewachsene Schwanz ist dann auffallend dunkler und dessen Ende stumpf.
Verbreitung und Lebensraum
Die Blindschleiche (Anguis fragilis) kommt in fast ganz Europa vor, außer auf Irland und in Nordskandinavien. Der größte Teil der Iberischen Halbinsel wird ebenfalls nicht bewohnt. Die östliche Verbreitungsgrenze stößt an den Ural und das Kaspische Meer. Außerdem besiedelt sie weite Teile Kleinasiens und Regionen des Mittleren Ostens sowie Nordwestafrikas. In Mitteleuropa gehört die Blindschleiche zu den weitverbreiteten und häufigen Reptilien. Die Mittelgebirge werden bis in den Kammlagen bewohnt. Selbst in Hochgebirgen trifft man sie noch in Höhenlagen über 1800 m an. Zu ihren Lebensräumen zählen grasreiche Wälder, naturnahe Gärten, Wiesen- und Heidelandschaften, Parkanlagen, Feldraine, Moorlandschaften und sogar Brachflächen.
Vorkommen D, A, CH
- Deutschland: nicht gefährdet
- vorhanden in: Schleswig Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen, Sachsen, Saarland, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern
- Österreich: NT (Gefährdung droht)
- Schweiz: LC (nicht gefährdet, allerdings rückläufige Bestandszahlen)
Wissenswertes
Die Blindschleiche (Anguis fragilis) ist eine 'Heimlichtuerin", weil man sie wesentlich seltener zu Gesicht bekommt, als sie tatsächlich vorhanden ist. Diese im Verborgenen lebenden Tiere kann man am ehesten in der Dämmerung oder tagsüber bei warmem Regen beobachten. Häufiger findet man sie beim Umdrehen von Steinen, alten Hölzern, Wurzeln oder maroden Brettern. Die Blindschleiche (Anguis fragilis) zählt nicht zu den Schlangen, sondern zu den beinlosen Echsen. Somit entfällt auch die Frage, ob Blindschleichen für den Menschen oder Hund giftig oder gefährlich sein könnten. Blindschleichen sind absolut friedliche und ungefährliche Reptilien. Entsprechend ihrer langsamen Fortbewegung besteht ihre Nahrung hauptsächlich aus Nacktschnecken, Regenwürmern, Asseln und Käfern. Die Winterruhe wird in Mitteleuropa bei günstigem Klima erst Anfang November eingenommen, aus der sie Anfang April des nächsten Jahres wieder erwacht. Oftmals verbringen Blindschleichen gesellig ihre Winterruhe in frostfreien Unterschlupfen wie verlassenen Tierbauten, Erdhöhlen und tiefere Wurzellöcher. Zu den natürlichen Feinden der Blindschleiche gehören Marder, Greifvögel, Krähen, Füchse, Igel, Wild- und Hauskatzen.
Habitat der Blindschleiche
Habitat und Lebensraum der Blindschleiche (Anguis fragilis) - hier eine grasreiche und verbuschte Waldlichtung.
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Autor: Markus Gebel