Springfrosch (Rana dalmatina)
Springfrosch (Rana dalmatina) © M.Gebel |
Systematik
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Aussehen und Kennzeichen
Der Springfrosch (Rana dalmatina) gehört zu den heimischen Braunfröschen. Er erreicht eine maximale Körperlänge von etwa 7 cm und ist dem etwa gleich großen Moorfrosch (R. arvalis) sowie dem etwas größeren Grasfrosch (Rana temporaria) äußerlich sehr ähnlich. Der Springfrosch unterscheidet sich vom Moorfrosch insbesondere durch das fehlende, cremefarbige Rückenband. Ein großer Unterschied zum heimischen Grasfrosch liegt in den deutlich längeren Hinterbeinen sowie dem größeren Trommelfell, das auch insgesamt näher am Auge liegt. Das nach vorne gebogene Fersengelenk des Springfrosches reicht bei einer Fersenprobe bis über die Schnauzenspitze hinaus. Diese Fersenprobe ergibt den sichersten Aufschluss, um welche Braunfroschart es sich handelt (siehe unten aufgeführte Gegenüberstellung). Die Unterseite des Springfrosches ist im Gegensatz zur Unterseite des Grasfrosches weitestgehend ungefleckt. Die oberseitige recht variable Grundfärbung des Springfrosches (Rana dalmatina) ist braun, gelb oder leicht gräulich. Die Rückenzeichnung weist oftmals mehr oder weniger ausgeprägte, dunkle, unregelmäßige Flecken auf.
Verbreitung und Lebensraum
Der Springfrosch (Rana dalmatina) bevorzugt lichte und gewässerreiche Eichen- oder Buchenwälder sowie verwilderte und strauchreiche Obstgärten in Waldnähe. Als Laichgewässer dienen pflanzenreiche Waldtümpel, waldnahe Weiher oder Teiche und halbbeschattete Wassergräben. Fischfreie Gewässertypen mit flachen Uferzonen sind ideal. Der Springfrosch entfernt sich nach der vollzogenen Laichzeit mitunter weit vom Wasser und sucht dabei gerne trockenwarme Wälder auf. Er ist somit von den drei mitteleuropäischen Braunfroscharten die wärmeliebendste und trockenheitstoleranteste Art. Das Verbreitungsareal reicht von Nordfrankreich über Teile Deutschlands, Tschechiens, Österreichs, Ungarns, Italiens, über den Balkan bis nach Griechenland und ans Schwarze Meer. In Deutschland besteht das Verbreitungsgebiet des Springfrosches aus einem disjunktiven Flickenteppich mit Schwerpunkten in Mittel- und Süddeutschland. So bestehen Vorkommen in der Kölner Bucht bei Euskirchen, vermutlich im Saarland, im nordwestlichen Zipfel Baden-Württembergs und am Oberrhein, in Oberschwaben, in weiten Teilen Bayerns und in Mittelsachsen. Gute Bestände sind im Süden Hessens (zum Beispiel Kreis Offenbach und Groß-Gerau) zu verzeichnen. Nach Norden lösen sich die größeren Verbreitungsareale immer mehr zu kleinen, isolierten Inseln auf, wie beispielsweise im nördlichen Harzvorland oder der Lüneburger Heide. Auch Rügen und die Halbinsel Darß werden vom Springfrosch isoliert besiedelt.
Jahreszyklus des Springfrosches in Deutschland
Springfrosch | Jan | Feb | Mrz | Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | Nov | Dez | ||||||||||||||||||||||||
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Winterruhe | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Aktivitätsphase | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Laichzeit | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Jungtiere |
Vorkommen D, A, CH
- Deutschland: gefährdet
- Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland (Vorkommen unsicher), Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
- Österreich: vorhanden | gefährdet
- Schweiz: vorhanden | gefährdet
Wissenswertes
Der Springfrosch (Rana dalmatina) läutet nach vollzogener Winterruhe sozusagen die Amphibiensaison ein. Keine andere heimische Amphibie erscheint so früh im Jahr an ihren Laichgewässern. Sofern die klimatischen Bedingungen günstig sind, findet die Laichzeit schon Ende Februar statt. Oftmals sind zu Beginn die Gewässer noch nicht ganz eisfrei, wenn das Laichgeschäft beginnt. Der Springfrosch legt meist einzelne Laichballen mit 400 bis 1600 Eiern ab, die er in Wassertiefen zwischen 5 und 40 cm, bevorzugt an diversen pflanzlichen Substraten und Pflanzenstängeln, anheftet. Diese sinken nur selten zum Gewässerboden hinab und sind im Vergleich zu denen des Grasfrosches (Rana temporaria) auch nicht auf bestimmte Gewässerabschnitte konzentriert. Schon wenige Tage nach der Laichzeit werden die Gewässer verlassen und die präferierten Sommerquartiere an Land aufgesucht. Der Springfrosch ist eine wärmeliebende Art und bevorzugt als Hauptlebensraum trockenwarme Laubwälder - insbesondere Auwälder mit angrenzenden Feuchtwiesen. Er durchstreift oft weit von Gewässern entfernt, sowohl tag- als auch nachtaktiv, seinen Landlebensraum. Bei Bedrohungen durch Prädatoren wie Krähen, Falken, Igel, Waschbären und Füchse, macht er seinem Namen alle Ehre. Durch außerordentlich weite Sprünge, die bis zu zwei Meter reichen, entzieht er sich blitzschnell der Gefahr. Als Winterquartier sucht der Springfrosch Ende Oktober zum Beispiel Moospolster, herumliegende Wurzeln oder Baumstämme oder verlassene Höhlungen von Kleinsäugern auf. Diese liegen oftmals nur wenige hundert Meter von den Laichgewässern entfernt, was taktisch sehr 'klug' ist. Nach vollzogener Winterruhe muss er somit nicht unbedingt weit zu den Gewässern wandern. Der Springfrosch ist in Deutschland als gefährdete Art einzustufen. Die zum Teil starke Verinselung der Populationen führt zur genetischen Isolation einzelner Bestände, die wiederum eine genetische Schwächung zur Folge hat. Durch die großen Verinselungen der Lebensräume sowie durch die Zerschlagung derer durch Straßen, fallen jedes Jahr nicht nur viele Erdköten, sondern auch unzählige Individuen des Springfrosches dem Kraftfahrzeugverkehr zum Opfer. Das betrifft insbesondere die Wanderungen zu den Laichgewässern und die Rückwanderungen zu den Sommer- und Winterquartieren. Die Zerschneidung von Wanderstrecken und einhergehender Lebensraumverlust durch Trockenlegung der Wälder sind einer der Hauptgefährdungsursachen des heimischen Springfrosches. Durch das Bilden neuer ökologischer Trittsteine zwischen den zerschlagenen Lebensräumen, können nach und nach verinselte Habitate miteinander vernetzt werden. Maßnahmen zur Aufhebung der Zerschneidung durch Errichtung von Amphibientunneln an Straßen sowie das Bauen von Grünbrücken, welche auch von größeren Tieren genutzt werden können, müssen daher unbedingt weiter voran getrieben werden.
Fersenprobe
Ruf des Springfrosches
Autor: Markus Gebel